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Kein Fisch ist auch keine Lösung

Kein Fisch ist auch keine Lösung

von Anja Woertge
Food, Kulinarik, Life, Travel
4 / September / 2025


Neugierig blicke ich nach draußen, wo paradiesische Landschaften an mir vorüberziehen. Blühende Hortensiensträucher säumen die Straßen, die Luft ist feucht und riecht nach Salz und Fisch. Es ist die Insel Faial, die mich verzaubert. Sie liegt in der zentralen Gruppe der Azoren, etwa 1.500 Kilometer vom europäischen Festland entfernt, und ist bekannt für ihre schroffe Schönheit, in deren Mitte der Caldeira, ein großer Vulkankrater, in den Himmel ragt.

Der Hafen von Horta auf Faial ist ein beliebter Zwischenstopp für Segler und Seglerinnen ist, die den Atlantik überqueren. Er ist für seine farbenfrohen Wandmalereien bekannt und ein berühmtes Wahrzeichen der Azoren. Genau dort wollen wir heute hin. Jedoch nicht um Segeln zu gehen, sondern um mehr über den Naturland zertifizierten Fischfang auf den Azoren zu erfahren. Die Fischereien auf den portugiesischen Inseln haben sich verpflichtet, zur Erhaltung der Fischbestände beizutragen und die Umwelt zu schützen. Politik und Wissenschaft stehen ihnen dabei aktiv zur Seite. Das Meer rund um die Inselgruppe ist reich an Fischpopulationen. Die traditionelle, handwerkliche Fischerei stellt bis heute einen bedeutenden Wirtschaftszweig dar.

Ein Boot im Hafen von Horta auf Faial
Fotos: © Christoph Knorr
Hortensien schmücken die Insel Faial auf den Azoren. Sie haben sich hier als invasive Art verbreitet.

Nachhaltiger Fischfang: Geht das?

Eine Initiative, um den Fischfang auf den Azoren nachhaltiger zu gestalten, ist die Förderung des traditionellen Fischfangs und kleinerer, lokaler Fischereibetriebe. Die Fischereien, welche wir auf der Insel Faial besuchen, haben sich auf Echten Bonito und Weißen Thun spezialisiert. Denn deren Bestände sind in einem guten Zustand. Seit Generationen fangen sie ihren Fisch ausschließlich mit der Handangel. Diese Fischereimethode ist hoch selektiv und beeinträchtigt die Meeresumwelt in keiner Weise. Gerät ein Bestand ins Ungleichgewicht, wird er nicht mehr gefangen, bis er sich erholt hat.

Ein Boot im Hafen von Horta auf Faial
Schriftzug auf einem Boot im Hafen von Horta auf Faial
Fotos: © Christoph Knorr

Auch die kleine britische Firma Fish4ever produziert mit ihrer Partner-Fischerei auf den Azoren nachhaltigen Dosenthunfisch. Gefangen wird hierfür der Echte Bonito oder Skipjack. Er kommt in allen tropischen und subtropischen Weltmeeren vor, manchmal sogar in der Nordsee, ist früh geschlechtsreif und sehr fruchtbar. Ein schnell nachwachsender Rohstoff quasi. Nicht umsonst wurde der Skipjack-Thunfisch von Fish4ever als weltweit erster Thunfisch von Naturland Wildfisch zertifiziert. Naturland möchte vor allem handwerkliche und besonders vorbildliche Fischereien fördern. Die spezifischen Bewirtschaftungsauflagen werden für jede Fischerei im Zusammenwirken von Naturland mit lokalen Behörden und Wissenschaftler:innen quasi maßgeschneidert definiert. Alle vier Jahre überprüft beziehungsweise erneuert Naturland die Auflagen.

Eine Angel, ein Fisch

Im Hafen von Horta schaukeln ausschließlich kleine Boote auf dem Wasser. Große Trawler mit Fangnetzen sucht man vergeblich. Von hier aus stechen zwischen April und September vor Morgengrauen die 31 Fischerboote der Kooperative Apasa in See. Die etwas größeren Schiffe bleiben bis zu zwei Wochen draußen. Nur die kleinen Fischerboote kehren am Abend zurück in den Hafen.

Ein Fischer fängt einen Fisch mit Angelrute
Ein Fisch hängt am Haken
Durch die Pole+Line-Fishery wird Beifang vermieden und Überfischung quasi ausgeschlossen.
Naturland zertifizierter Fischfang findet nach dem Pole+Line-Prinzip statt.
Fotos: © Christoph Knorr

Gerade hat ein Fischerboot angelegt. Wir beobachten, wie die Fische mit großen Eimern aus dem Bauch des Schiffes gehoben und in die nahegelegenen Lagerhallen transportiert werden.

Die Naturland-Auflagen für die Fischereibetriebe auf den Azoren sind streng: Es wird ausschließlich die Pole+Line-Fishery geduldet. Dabei steht der Angler auf dem Deck des Bootes und wirft mit einer langen Stange die Angelschnur ins Wasser. Wenn ein Fisch anbeißt, zieht er ihn mit der Angel ein. Sogenannte FADs, also fish aggregaing devices, zum Anlocken von Fischschwärmen dürfen nicht zum Einsatz kommen. Eine Überfischung mit Angel und Rute ist quasi unmöglich. So ergibt sich automatisch ein gutes Maß und vor allem wird Beifang ausgeschlossen, sodass keine bedrohten Haie und Rochen sowie junge Thunfische oder andere geschützte Fischarten mitgefangen werden. Die Verarbeitung des Thunfisches findet lokal statt und trägt zur regionalen Wertschöpfung bei. Durch jährliche Kontrollen wird die Einhaltung der Auflagen überprüft. Der Vorgang des Fischens wird mittels fest installierter Kameras auf den Schiffen überwacht.

Etwas Idealismus gehört schon dazu, um so zu produzieren. Doch Fish4ever-Gründer Charles Redfern ist Überzeugungstäter: Sein früherer Job in der Finanzbranche und eine Erbschaft haben es ihm erlaubt, seinen Traum von der Firma für Bio-Lebensmittel zu verwirklichen und später Fish4ever zu gründen. Eine Firma, die nicht nur auf traditionelle und nachhaltige Fangmethoden setzt, sondern auch Gemeinden sowie kleine Fischereien unterstützt.

Fischfang: Vom Hafen in die Dose

Wir verlassen Hortas schönen Hafen und begeben uns auf raue See. Denn auf der knapp 60 Kilometer entfernten Nachbarinsel São Jorge wollen wir einen Blick hinter die Tore der Fischfabrik Santa Catarina werfen. Hier wird der Fish4ever-Thunfisch weiterverarbeitet.

Ein Schnellboot trägt uns in besorgniserregender Geschwindigkeit von Hafen zu Hafen. Wieder fliegt diese unwirklich schöne Kulisse an mir vorbei, während unter uns im Wasser bedrohlich Portugiesische Galeeren wie Plasiktüten schimmern. Die Fischfabrik Santa Catarina liegt an der Südwestküste der Insel. Mit 137 Beschäftigten ist sie die größte Arbeitgeberin auf São Jorge.

Wir auf einem Jahrmarkt klappern die Thunfischdosen durch die Fischfabrik Santa Catarina auf São Jorge.
Die Thunfischverarbeitung von Fish4ever findet nach Naturland zertifizierten Auflagen statt
Naturland zertifiziert Dosen-Thunfisch von Fish4ever
Fotos: © Christoph Knorr

Hier wird die Verwandlung der Fische in zartes Thunfischfilet vollzogen, indem der Fisch gekocht, gekühlt, filetiert und mit Bio-Olivenöl übergossen in Gläser und Dosen gefüllt wird. Mit Schutzkitteln und Haarnetzen ausgestattet wandern wir durch Kühlräume und Hallen, in denen der Fisch verarbeitet und geprüft wird. Schließlich landen wir in einer Art Jahrmarkt von bunten Thunfischdosen, die über Fließbänder befördert von allen Seiten durch den Raum klappern, um schließlich fein säuberlich verpackt in einem der Lagerräume auf ihre Abholung zu warten.

Diese Art von Fisch ist die Lösung

Naturland zertifizierter Fischfang ist die Lösung, davon ist Charles Redfern überzeugt: Würden alle Fische weltweit so bewusst und nachhaltig gefangen wie hier auf den Azoren, müssten wir uns um Themen wie Überfischung und Beifang keine Gedanken machen. Bisher wird leider nur etwa vier Prozent des Fisches weltweit mit der Pole+Line-Methode gefangen. Der Rest stammt aus Aquakulturen und industriellen Fischereien.

Um Veränderung zu bewirken, ist auch das Verantwortungsbewusstsein der Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt. Auf Fisch zu verzichten ist eine Lösung. Mit dem eigenen Konsum traditionelle Fischereien und verantwortungsvoll produzierende Firmen zu unterstützen, die Arbeitsplätze sichern und sich ernsthaft für den Erhalt unserer Biodiversität einsetzen, das ist wahrscheinlich die Königsdiziplin.

Erfahre mehr über nachhaltigen Fischkonsum im Interview mit Expertinnen des Zertifizierungsorganisationen Marine Stewardship Council und Aquaculture Stewardship Council.

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Schlagworte: fisch Fischerei Fischfang nachhaltiger Fischfang
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