In unseren Green City Guides stellen wir nachhaltige Spots in inspirierenden Städten vor. Immer mit dabei: Tipps zum Übernachten, genauso wie zu Sehenswürdigkeiten, nachhaltigem Shopping und kulinarischen Highlights. In diesem Green City Guide nimmt Dich FOGS-Redakteurin Jenni mit auf ihre Zugreise ins frühlingshafte Bozen in Südtirol und zeigt, wie einfach man von hier aus auch ohne Auto die Region erkunden kann.
ANREISE: Slow Travel per Bahn
Bozen punktet mit der perfekten Mischung aus alpinem Flair und Italien-Feeling. Ideal für einen spontanen Kurztrip, erreicht man die Südtiroler Landeshauptstadt auch bequem mit dem Zug. Besonders angenehm für die klimafreundliche Anreise auf Schiene sind Verbindungen über München. Von dort fahren täglich EuroCity-Züge direkt nach Südtirol und erreichen Bozen ohne Umsteigen in rund vier Stunden. Alternativ führt eine reizvolle Route übrigens über die österreichische Alpenstadt Innsbruck, bei der ebenfalls nur ein Umstieg erforderlich ist. Anreisende aus Wien benötigen rund sechs Stunden, entweder direkt oder mit Umstieg am Bahnhof Brenner. Am Bozner Bahnhof, mitten in der Stadt angekommen, erreicht man alle Sehenswürdigkeiten ganz einfach zu Fuß.

ÜBERNACHTEN: Himmlischer Schlaf im Holzhotel
Von den beliebten, mittelalterlichen Bozner Lauben bis hin zu versteckten Gässchen mit charmanten Lokalen: Bozen könnte genauso gut „Stadt der Bögen“ heißen, denn diese finden sich in der Architektur hier an jeder Ecke. Das moderne Hotel La Briosa setzt dem Ganzen mit seinen auffälligen Rundbogenfenstern noch die Krone auf und wurde in ökologischer Holzbauweise verwirklicht. Der Baustoff Holz hat in Südtirol Tradition, speziell das sogenannte Mondholz, das in bestimmten Mondphasen – meist bei abnehmendem Mond im Winter – geschlagen wird. Ihm werden besondere Eigenschaften zugeschrieben: Es soll haltbarer, formstabiler und resistenter gegen Schädlinge sein. In den 17 Zimmern des Hotels sorgen unbehandeltes, offenporiges Kastanien- und Fichtenholz, Lehmputz und venezianischer Terrazzoboden auf Kalkbasis für ein ausgeglichenes Raumklima. Die zertifizierte Holzqualität und die regionale Wertschöpfungskette des La Briosa sieht man als Gast vielleicht nicht direkt, doch man wird das unvergleichliche Raumklima spätestens beim besonders tiefen Schlaf spüren.


KULINARIK: Südtiroler Küche mit modernem Twist
Bistro Bogen
In einer besonders charmanten Gasse im Herzen von Bozen versteckt sich das Bistro Bogen und mit ihm einer der besten Frühstücks-Spots der Stadt. Frische Salate, deftige Hausmannskost und Tagesteller aus regionalen Zutaten genießt man aber den ganzen Tag über – entweder gemeinsam oder gesellig an der langen Tafel in der Mitte des Lokals. Tipp: die Parmigiana soll hier die beste weit und breit sein – was der Selbsttest übrigens bestätigt.


Alma 9
Erst die Location macht ein Restaurant besonders und einzigartig. Und so sieht man es dem Alma 9 auch an, dass diese urbane Oase nicht immer ein Restaurant war. In einem ehemaligen Fliesenlager wurde mit stylischem Interieur und einem begrünten Gastgarten ein weiterer Szenetreff der Stadt geschaffen. Hier trifft die Küche Südtirols auf den Orient, cremiger Hummus auf deftige Knödel. Diese sollte man übrigens stets mit der Gabel teilen und nie mit dem Messer schneiden – ein echter Fauxpas in Südtirol! Der Großteil der Zutaten im Alma 9 stammt von Südtiroler Bauernhöfen, und auf biologischen Anbau wird großer Wert gelegt.


Restaurant Luna im Parkhotel Mondschein
Einer der most-instagrammable Spots der Stadt? Ganz klar das Parkhotel Mondschein mit seinem neuen Restaurant Luna. Mitten in der Stadt gelegen, fühlt man sich im Hotelgarten mit Pool versetzt an die Riviera, inklusive typisch-italienischer Lässigkeit. Kulinarisch trifft im Luna handgemachte Pasta auf frischen Fisch von der Adriaküste und Gemüse direkt vom eigenen Acker nicht weit entfernt. Der Garten wird in den warmen Monaten zur angenehmen Abkühlung und zum Hotspot für Outdoor-Kino-Abende, Workshops, Teezeremonien oder Yoga-Flows. Regelmäßig machen außerdem DJ-Sessions die Nacht zum Tag und laue Sommerabende zum Highlight des City Trips.


SHOPPING: Lokal & fair
Die Abkürzung EMBAWO sagt bereits alles: “Ethical Manufacture for Bags and Accessoires in Wood”. Die hochwertigen, handgemachten und überraschend leichten Handtaschen aus Holz und italienischem Leder sind von der Natur gemachte Einzelstücke. EMBAWO wurde im Jahr 2009 gegründet und verfolgt seitdem einen rigorosen Slow-Fashion-Ansatz. Denn, obwohl es die in kleinen Auflagen produzierten Taschen, Rucksäcke und Accessoires im Internet zu kaufen gibt, legt es die Brand doch nahe, selbst in die Südtiroler Shops zu kommen, zu fühlen und auszusuchen. Man kann sich sein Einzelstück außerdem komplett selbst zusammenstellen und hat lebenslange Garantie auf Reparaturen.
Wer Produkte für einen nachhaltigen Lifestyle sucht, ist im KAURI Store richtig. Fair Fashion, Accessoires, Bio-Kleidung für Babys und Kinder, Naturkosmetik, Wohnen, Lifestyle und mehr sind im coolen Store unter Bozens berühmten Lauben vertreten – und noch dazu ein architektonisches Highlight. Hier shoppt man bei den Pionier:innen im Bereich Fair Fashion: Die Gründer Daniel Tocca und Bernhard Schönhuber setzten sich für mehr Nachhaltigkeit in der Modeindustrie ein, als dieses Wort noch niemandem geläufig war. Übrigens: Nur fünf Gehminuten entfernt befindet sich Kauris Outlet-Store mit tollen Schnäppchen!
AUSFLUGSTIPPS OHNE AUTO
Hoch hinaus aufs Sonnenplateau Ritten
Auch ohne Auto kann man von Bozen aus viel erleben. In nur wenigen Minuten erreicht man von Bahnhofsnähe aus das malerische Sonnenplateau Ritten – und zwar per beschaulicher Gondelfahrt in luftigen Höhen. Über grünen Weinbergen schwebend, genießt man den Blick auf die berühmten Dolomiten und entdeckt oben angekommen ein buntes Angebot an Kulinarik und Unternehmungen. Mit einer von Italiens letzten Schmalspurbahnen erreicht man beispielsweise das summende Apipura Hotel Rinner, in dem man alles über die Vorteile der Apitherapie (eine Heilbehandlung mit Bienenprodukten wie Honig, Propolis und Bienengift) lernt. Auch die gemütliche Freud-Promenade oder Wanderungen zu Südtirols berühmten Erdpyramiden liegen am Weg. Oder man fährt bis nach Klobenstein und nimmt Bus und Gondel rauf aufs 2260 m hohe Rittner Horn für echte Wanderabenteuer inklusive ausgezeichneter Hüttenkulinarik.

Ruhe und Gelassenheit im Sarntal
Nicht so hoch hinaus, aber umso entspannter geht die Reise mit dem Bus ins beschauliche Sarntal. Bislang etwas abgeschieden, verbinden nun Tunnel das Tal mit dem nur 20 Minuten entfernten Bozen. Ein Tipp für alle, die Langsamkeit genießen und der Hitze des Sommers entfliehen wollen. Unzählige ruhige Wanderwege und Mountainbike-Trails warten darauf entdeckt zu werden, immer begleitet vom harzigen Duft der Sarner Latschen. Letztere kann man bei einem traditionellen Latschenkieferbad bei Eschgfeller wortwörtlich hautnah erleben.

Oder man schlendert durch den Ort Sarnthein und bestaunt lebendiges Brauchtum wie die Sarner Federkielstickerei. Federkielstickereien sind im Alpenraum seit dem 18. Jahrhundert zu finden – damals waren es die Sattler und Bauern, die den Trachtengurt wohlhabender Leute mit Federkiel verzierten. Das Besondere: Es wird nur mit Fäden, die aus Pfauenfedern gespalten werden, gestickt. Viel Geschick, Geduld und bis zu neun Stunden Handarbeit täglich sind dabei erforderlich. Ein fein bestickter Trachtengurt kann bis über 150 Arbeitsstunden beanspruchen und den flinken Fingern dabei zuzusehen, ist einfach faszinierend.
Tipp: Die Sarnerin Johanna Heiss führt Gäste regelmäßig in die Wälder und Wiesen ihrer wunderschönen Heimat und gibt Kurse für Achtsamkeit oder Kräuterkunde.


Lust auf einen achtsamen Städtetrip in Frankreich? Hier geht’s zum Green Travel Guide Lyon.