Schon mal von „Muckefuck“ gehört? Vermutlich stammt diese Bezeichnung vom französischen „Mocca faux“ und bedeutet so viel wie „falscher Kaffee“. Alternativen zu den aus dem Ausland exportierten Bohnen haben lange Tradition. In Krisenzeiten war das Original teuer und schwer zu beschaffen, also experimentierte man mit bestimmten Wurzeln und Getreidesorten an Kaffeealternativen. Beim Rösten wandelte sich das darin enthaltene Inulin in Oxymethylfurfurol um und das Getränk schmeckte nach Kaffee. Koffein kam darin nicht vor, wertvolle Nährstoffe blieben aber erhalten.
Dass Kaffeealternativen derzeit wieder in aller Munde sind, liegt an zwei Dingen: Erstens sparen die regional-angebauten Zutaten eine Menge Wasser und Emissionen ein – „Muckefuck“ ist also viel klimaschonender als Kaffee. Zweitens berichten immer mehr Menschen, dass Kaffeekonsum ihrer Stimmung schadet. In Zeiten von Pandemie und Klimakrise scheint Koffein Ängste und Sorgen noch zu verschlimmern. Oder tun wir dem Heißgetränk damit gar Unrecht? Kürzlich veröffentlichte Studien dazu liefern einige interessante Erkenntnisse.
Stimmungskiller Kaffee?
Zugegeben, über Kaffee existieren viele Mythen. Die einen behaupten, er ist gesund und sogar lebensverlängernd, die anderen halten ihn für süchtig-machend und schädlich. Die Wahrheit ist, dass das beliebte Heißgetränk immer noch erforscht wird und Wissenschaftler:innen laufend neue Erkenntnisse gewinnen. Die jüngste Studie beweist erstaunlicherweise, dass Kaffee auf einige Menschen tatsächlich direkte Auswirkung auf die psychische Gesundheit hat.
Würzburger Wissenschaftler:innen unter der Leitung des Psychiaters Professor Jürgen Deckert haben gemeinsam mit Kolleg:innen der Universität Bristol herausgefunden, dass Angstgefühle tatsächlich von der Regelmäßigkeit der Koffeinzufuhr abhängt. In der Fachzeitschrift Neuropsychopharmacology berichten sie, dass dies mit Veränderungen im Erbgut zusammenhängt. Normalerweise dockt der Botenstoff Adenosin in bestimmten Bereichen des Gehirns am “Adenosin-A2A-Rezeptor” an und löst eine beruhigende Reaktion aus. Bei Menschen mit einem veränderten Rezeptor-Gen kann Koffein das Adenosin aber verdrängen und seine beruhigende Wirkung verhindern. Übrig bleibt dann nur noch Nervosität oder Unruhe. Damit es so weit kommt, müssen Betroffene das veränderte Gen aber sowohl auf dem väterlichen als auch auf dem mütterlichen Chromosom tragen.
Jeder Mensch reagiert also völlig unterschiedlich auf Koffein und weiß dabei nicht einmal, warum. Fest steht aber: Genauso wie die anregende Wirkung von Kaffee sind auch die negativen Auswirkungen innerhalb einiger Stunden wieder weg. Die Studie zeigte auch, dass es auf die Menge ankommt. Die Angstreaktion trat bei Proband:innen nur dann auf, wenn eine Dosis von 150 Milligramm Koffein konsumiert wurde, also etwa zwei Tassen Kaffee. Bei einer niedrigeren Dosis von 50 Milligramm reagierte keine der Versuchspersonen, bei einer übernatürlich hohen Dosis von 400 Milligramm zeigten alle erhöhte Ängstlichkeit.
Genuss- oder Heilmittel?
An seinen vielen Vor- und Nachteilen zeigt sich, wie komplex Kaffee ist. Bei übermäßigem Genuss kann er, wie andere koffeinhaltige Getränke auch, Herzrasen, Schweißausbrüche und Unruhezustände auslösen und uns am Einschlafen hindern. Bei Menschen mit starken Stimmungsschwankungen legen Studien sogar nahe, dass Kaffee das Risiko auf Depressionen erhöht. Wieder andere Studien, so wie eine aktuelle der University of South Florida, haben gezeigt, dass regelmäßiger Kaffeegenuss langfristig ein Schutz vor Demenz und Alzheimer sein könnte. Doch mit einer Sache tun wir dem Heißgetränk allen Anschein nach unrecht: Denn dass Kaffee tatsächlich süchtig macht, konnte die Wissenschaft bis jetzt nicht beweisen. Hirnforscher:innen können keine Hinweise auf ein Abhängigkeitspotential in den dafür zuständigen Neuronenbereichen finden. Diese schlagen erst durch sehr hohe und alltagsunübliche Koffeinmengen an.
Kaffee und Hochsensibilität
Vorsicht ist für Menschen geboten, die einen speziellen Charakterzug aufweisen: bei hochsensiblen Menschen kann schon eine Tasse Kaffee oder starker Tee zu Dauerstress im gesamten Organismus führen. Die anregende und konzentrationsfördernde Wirkung von Koffein wirkt dann nämlich als Überstimulation und kann zur regelrechten Reizüberflutung führen. Und da Hochsensible oft auch einen sensiblen Magen haben, bewirkt die Säure im Kaffee auch hier nichts Gutes. Ein weiterer Grund also, auf Alternativen umzusteigen. Wurzeln und Kräuter schonen Magen und Nerven, und die Zugabe von Vitalpilzen, Kakao oder Gewürzen freut sogar das Immunsystem.
Die besten Kaffeealternativen
1 MOON BREW | Morning Ritual
Das Pulver besteht aus Vitalpilzen, Kakao, sowie ayurvedischen Gewürzen wie Zimt, Kardamom und Kurkuma. Geschmacklich kaum Ähnlichkeit zu Kaffee, dafür zu Chai-Tee und Kakao. Das Getränk enthält pro Tasse ungefähr 2% Koffein und duftet herrlich nach Kakao und Gewürzen. Ein kleines bisschen Honig oder Dattelsirup verstärkt diese Aromen noch zusätzlich. Durch Pilze wie Reishi oder Chaga wirkt sich das Getränk positiv aufs Immunsystem aus, Kakao wirkt konzentrationsfördernd.
2 JOY NATURALS | Keen Mind Pulver
Hier kommt grüner Hafer als natürlicher Wachmacher zum Einsatz. Studien belegen zudem seinen positiven Einfluss auf die kognitiven Leistungsfähigkeit und die Bewältigung von Stress. Durch die Kombination mit Guarana, Maca-Knollenwurzel, sowie der mit Vitamin B6 und Eisen angereicherten Alge Dulse in Bioqualität kann man das Getränk schon als Supplement bezeichnen. Schmeckt sehr herb und sollte daher mit Mandel- oder Haferdrink kombiniert werden.
3 KRUUT | Wilder Kaffee
Das Wildpflanzenpulver aus Bucheckern, Vitalpilzen und Wurzeln ist 100% Bio und in Deutschland gesammelt. Das herb-nussige Getränk wird in der French Press oder als Tee zubereitet und schmeckt vor allem mit Schaum aus Hafermilch super. Die Bitterkeit von Kaffee ist identisch, allerdings fällt die typische Säure weg.
4 LOFFEE | Lupinenkaffee
Geröstete Lupinensamen sind von Natur aus koffeinfrei, kaffeesäurefrei und glutenfrei. Die Lupinen stammen aus bayrischer Bio-Landwirtschaft. Loffee ist entweder gemahlen oder als ganze Bohnen für Espresso oder klassische Zubereitung erhältlich. Der Filter Roast überzeugt durch sein ausgewogenes Röstaroma.
5 SALATKAFFEE | Lupinenkaffee
Röstereibesitzer Bernd Salat bezeichnet seine biologischen Lupinen als „superregional“. Zurecht, denn vom Feld im österreichischen Waldviertel zur Rösterei sind es gerade einmal 300 Meter Luftlinie. Der „LPN“ ist durch Langzeitröstverfahren reizstoffarm und besonders bekömmlich für den Magen. Lupinenkaffee kommt dem “echten” geschmacklich definitiv am nächsten.
Beitragsbild: Kruut